Stefan George

Stefan George (Fotografie von Jacob Hilsdorf) – Ausschnitt

Rhetorik, Poetologie, Bildlichkeit. Stefan George in bildkritischer Perspektive


„Komm in den totgesagten park und schau:“ Stefan Georges Gedichtzyklus „Das Jahr der Seele“ beginnt 1897 mit dem Appell, einzutreten in einen Raum lyrischen Sprechens, der sich bereits entzogen hat. Ob man den Ort poetischer Rede im Motiv des Parks dabei für tot hält oder aber erst durch das Sagen tötet, das lässt der Vers offen. In dem Werk, welches gemeinhin als Wende- und Umschlagpunkt für Georges Schaffen gilt, in diesem jahreszeitlich organisierten Gartenbuch der „Seelenstände“, stellen sich die traditionsreichen Topoi poetologischer Lyrik ihrer eigenen Negation. „Komm in den totgesagten park“ unterläuft aber zugleich die negierende Setzung des Todes, indem es das Eintreten in die Verse wiederum als Leugnung des negierten Parks ausruft. An den Leser erfolgt damit der Aufruf, im Hineinkommen und beim „Schauen“ der Verse den lyrischen Topos vom Park der Dichtung seinem Entzug zu entreissen, dem dieser doch eben erst anheimgefallen war.

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